... Man baue in die Meerenge bei Gibraltar zwischen Europa und Afrika einen Staudamm, senke das Mittelmeer im westlichen Teil um 100, im östlichen durch einen Staudamm zwischen Sizilien und Tunis um 200 Meter ab, mache das Schwarze Meer bei Galipoli dicht, leite die Donau rüber ins Kaspische Meer - und siehe, alles wird besser durch „Atlantropa“, den europäisch-afrikanischen Doppelkontinent: Enorme Landgewinnung an den Küsten des Mittelmeers, jede Menge Elektrizität aus Fluß- und Staudämmen, Fruchtbarmachung der Sahara, Umleitung des Kongo nach Norden usw. usf.

Diese Idee setzte der Ingenieur Herman Sörgel 1927 in die Welt und sie wurde mal mehr, mal weniger ernst genommen, lebte als Projekt, trotz triftiger Warnungen (es könne u.a. sich die Erdachse verschieben) ganze fünfundzwanzig Jahre fort.

Namhafte Architekten, auch gern dienstbar, wenn es um groß angelegte Verschönerungen der Welt geht (man denke nur an Bruno Tauts „Umbau der Alpen“), entwarfen sofort allerlei notwendige Großbauten, Schleusen, neue Hafenstädte usw. für Sörgels Eingebung. Peter Behrens etwa plante einen 400 Meter hohen Atlantropaturm, der an der Nordschleusenanlage des Gibraltarwehrs entstehen sollte, und Erich Mendelsohn stellte sich als Planer für das um etliches vergrößerte Palästina zur Verfügung, wobei gleich auch die Palästinafrage gelöst worden wäre...

Aus dem Writersblog von Thomas Kapielski.
http://www.zweitausendeins.de/writersblog/kapieski/index.cfm