Foto: Tusch

Wohn- und Geschäftshaus Herzog Sigmund Ufer Ansicht von Süden (jetzt gerade wegen der Baustelle möglich)

So eine Art 1. Preis

Die Geschichte der Stile, wie sie bis in die letzte Zeit hinein verstanden wurde, ist nur die Geschichte der Evolution der Architekturformen. Die Kompositionsmethoden, die sie zu vollendeten Zeugnissen der Vergangenheit verbanden, blieben im Hintergrund. Aber den Stil kann man nur dann vollständig begreifen, wenn man auch hier das Rätsel um die Eigenart dieser Kompositionsgesetze löst.
Die Geschichte der Stile ist ebenso objektiv wie jede andere Geschichte. Sie kennt keine "besseren" oder schlechteren" Stile. Ein Stil schöpft sich bis zum Ende aus ... Um neu beginnen zu können, ist ein Zustrom schöpferischer Kräfte nötig ...
Totes aber feiert keine Auferstehung. Die gleichen Probleme erschweren sich immer wieder. Die Methoden, sie zu lösen, verändern sich ... Und schließlich ist es die Aufgabe der modernen Architektur, diejenigen Formelemente und diejenigen Gesetze ihrer Kombination zu prägen, die den rhythmischen Herzschlag unserer Tage zum Ausdruck bringen.

Moisseij Jakowlewitsch Ginsburg, Der Rhythmus der Architektur, Moskau 1923
gefunden in: S.O.Chan-Magomedow, Pioniere der sowjetischen Architektur, Dresden 1983

Projekt: ARGE Mair Flotzinger Bortolotti

...
Dementsprechend auch die Sitten. Ob in den Trams, den Schauspielhäusern, den langen Schlangen vor den Trusts - alles ist anders, ist neu geworden: "Koopsach", "Apchim", "Elmaschtrust".
Und die Trams. Versucht einmal, mitten in der Fahrt aufzuspringen - ihr wisst ja selbst, wie fröhlich die Pfeife des wachsamen Gimpels trillert. Oder etwa: Ihr steht in der Schlange vor Nummer "A". Ruhig, gelassen, abgehärtet. Als plötzlich so ein Kaufmännlein, scheinbar zerstreut, an der ganzen Schlange vorbeigeht und einsteigt, und hinter ihm ein zweiter, ein dritter. "He, Sie. Hinten anstellen..." Doch der Bursche ist taub und blind; er ahnt nicht einmal, dass Schlange existiert - er läuft einfach so auf die Tram zu und schickt sich an, aus fünf Schritten Entfernung aufs Trittbrett zu springen, klatscht noch mit Schwung dem vorne Anstehenden eins auf die Nuss. Ein echter Schlawiner eben. So jemand könnte sich auch mit staatlichen Geldern davonmachen. Vor dem ist Vorsicht geboten - der pfeift auf das neugestaltete Leben - er ist ein In-di-vi-du-a-list...
...
Ein Detail (Moskauer Fantasie) / Nikolai Assejew
Gefunden in: Das große Moskau, das es niemals gab / Ekaterina Shapiro-Obermair, Wolfgang Obermair (Hg.) / 2008

1. Preis

Kollaboration mit Helmut Reitter

1. Preis